Amin el Dib – Inszenierte Bildnisse

Fotografie

17.01. bis 16.03.2003

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Der 1961 in Kairo geboren, in Duisburg aufgewachsene, Fotograf Amin el Dib, lebt heute in Berlin. Er liebt die Inszenierung. Seine fotografischen Serien setzen Künstler-, Menschen- sowie Mensch und Tierepaare eindrucksvoll in Szene und vermitteln durch die gewählten Bildausschnitte sowie Arrangements Einblicke, die neugierig machen.Bilder von Menschen und Tieren
von Denis Brudna in PHOTONEWS 6/93

Bereits 1988 begann der Fotograf Amin El Dib an einer Serie zu arbeiten, die, in einer Zwischenbilanz betrachtet, eine sehr interessante fotografische Auseinander-
Setzung mit dem Thema Portrait darstellt. Zu sehen sind Personen, die mit ihrem Haustier portraitiert wurden. Die Aufnahmen entstanden nicht, wie man vermuten könnte, im Studio, sondern wurden in der häuslichen Umgebung der Portraitierten inszeniert. Bei den abgebildeten Personen handelt es sich um Freunde und Bekannte des Fotografen.

Ungeachtet der Fotografien lassen die genannten Tatsachen darauf schließen, dass hier eine rührende Abfolge von Mensch-Tier-Bildern den Betrachter zu entzücken versucht. Doch die inzwischen umfangreiche Arbeit des Fotografen verkörpert alles andere als das. Amin El Dib fotografiert den Menschen zwar in fast klassischen Manier, bringt durch sein Arrangement der abgebildeten Menschen und Tiere allerdings eine deutliche Störung ins Bild. Das Tier egal in welcher Pose dargestellt, erhält bei El Dib eine beeindruckende Souveränität und optische Präsenz. Selbst dann noch, wenn nur Spuren oder Fragmente des Tieres sichtbar sind. Es ist der beinahe ironische Blick des Fotografen, der das ambivalente Verhältnis zwischen dem Menschen und anderen Tieren offenbart. El Dib schreibt dazu:“ Die Beziehungen, in denen Menschen und Tiere innerhalb unserer Zivilisation zusammenleben, sind vielfältig und doch einseitig. Wir benutzen Tiere als Ersatzpartner und –Kinder, als d1.jpgtherapeutische Hilfsmittel, essen sie und bekleiden uns mit ihren Resten, nutzen sie in der Wissenschaft und Industrie, als letzten Naturrest, zum Schmusen, als Renommier- oder Sexualobjekt, gegen
Einsamkeit und vieles mehr.“ Und in der Tat, die Betrachtung von El Dibs Doppelportaits offenbart jede Menge derartiger Anspielungen und zum Verhältnis der Abgebildeten zueinander. Daneben sieht man allerdings auch eine interessante Art der fotofrafischen Auseinandersetzung mit lebenden Objekten von der Kamera. El Dibs Bilder befolgen einerseits die Regeln des klassischen Portraits, anderseits vermitteln sie nur selten das Bemühen um eine “schöne“ Abbildung. Diese “sanften Provokationen“ beunruhigen und reizen zugleich. Manchmal liegt es an der Pose, ein anderes Mal an dem direkten Blick der Fotografierten. Dargestellt werden nicht nur äußere Formen und Merkmale, sondern auch weitergehende Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Und wie fast immer im Leben, liegen die extremen Haltungen auch hier dicht beieinander. Kein Wunder also, da wir es nicht mit niedlichen Tierbildklischees zu tun haben, dass keine Kalenderblätter für den Katzenfreund
entstanden sind. Die dargestellte und fühlbare Harmonie einerseits, eine gewisse Brutalität andererseits provozieren beim Betrachter die beabsichtigten Zweifel. Die Rollen vor der Kamera sind demokratisch verteilt. Mal schaut das Tier würdevoll in die Kameralinse, mal lässt El Dib den Menschen die dominantere Rolle spielen. In beiden Fällen indes agiert der Fotograf beinahe teilnahmslos. Seine Bilder wirken kühl und mit Abstand betrachtet, was für mich auch den Schlüssel für ihre Qualität darstellt.

Kontakt

Amin El Dib

Motzstr.9
D-10777 Berlin

Tel/Fax 0049/ 30 / 2166017

www.amineldib.de
amineldib@amineldib.de

Hamid Ghaffari

20.04. bis 28.04.2002

Hamid Ghaffari entstammt einem der ältesten persischen Familien. Der erste nachweisbare Vorfahr war Abuzar-al-Ghaffari (geb. um 600 n. Chr. in Kaschan, Persien). Abuzar erlebte den Propheten Mohammed, der ihn, der eigentlich Zarathustra-Priester war, für den neuen Offenbarungsglauben gewann. Er brach mit Mohammed in die arabische Wüste auf und blieb bis zu dessen Tod im Jahr 632 n. Chr. an dessen Seite. So wurde er für die islamische Tradition der dritte Muslim der Geschichte des Islam.
Als Haroun-al-Rachid Kalif von Bagdad war, erblickte Fazel-al-Ghaffari das Licht der Welt; als die Normannen 1066 Britannien eroberten kam Ahmad-al-Ghaffari zur Welt. 1100 n. Chr. begannen die Kreuzzüge. Yahya-al-Ghaffari kam in Persien zur Welt, als in Italien die Renaissance erblühte.
Besondere Berühmtheit als Maler erlangten mehrere Ghaffaris, von denen zwei besonders erwähnenswert sind: Abu-aI-Hasan Ghaffari, der wichtigste Maler der Qaja-Dynastie (seit 1749) und Kamal-al-Molk-al-Ghaffari, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts der bedeutendste Maler Persiens war. Seine Bilder sind auch in der Sammlung des Louvre vertreten. Er darf mit Recht für Persien und den islamischen Raum in seiner Bedeutung mit dem Rang Picassos für die europäische Kunst gleichgesetzt werden.

Text: Andreas Brennecke (Auszug aus dem IKONOSTASEN Katalog)

In Planung (zum Ausstallungszeitraum):

  • Feb. 2002, Projekt: DAS HEILIGE, in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Bochum, Ausstellungsort: ORLANDO
  • Frühsommer 2002: Ausstellung in der Marktkirche Essen,im Rahmen ihrer Wiedereröffnung
  • Spätsommer 2002, Aktion FADENLAUF, Bochum, initiiert durch Andreas Brenneke
  • 2002/2003, Parallelausstellungen im Rahmen des IKONOSTASEN- Projektes von Hamid Ghaffari

Armir Sharon

12.05. bis 29.06.2000 Amir Sharon ist Arrangeur, Konstrukteur, Regisseur und Maler. Er arrangiert seine Motive zu Stilleben konstruiert zunächst seine Modelle, führt die Regie auf der Bühne des Arrangements, fixiert, indem er das von ihm Erlebte auf die Leinwand bannt. Eine eher untypische Malerei in unserer so schnell lebigen Zeit. Sharon beschäftigt sich lange mit seinen konstruierten Motiven. Nicht nur, weil er sie wirklichkeitstreu auf die Leinwand bringt, nein, er haucht den wiedergegebenen Objekten ein eigenes Leben ein, erweckt sie zu einem Dasein, das über der Realität eine surrealistische Existenz führt. Das surrealistische Moment jedoch reflektiert Realität in höchstem Masse und wird so in diesem reflektieren Moment zu einer Wirklichkeit, die uns näher an dem Wirklichen erscheint als die Wirklichkeit selbst. Obwohl naturalistisch gemalt, entziehen sich die Motive jeglicher Natur, obgleich wir Alltagsobjekte wiedererkennen, sind die Konstellationen fremd- und neuartig, ihre Arrangements jedoch immer sinnstiftend, ausgedrückt in der Titelgebung durch den Künstler.

Sharon ist Meister der Gegensätzlichkeit. Er bringt Technisches und Natürliches, Hartes und Weiches, Sinnliche Einfühlung und abgrenzende Nüchternheit zusammen, oftmals stellvertretend für die Paradoxien des Lebens, die durch Worte schwer zu beschreiben sind. Diese Arbeitsweise ist schweisstreibend. Sie frisst den Maler auf, nicht nur weil sie seine volle Konzentration auf das Motiv lenkt, auch weil die philosophische Sinngebung Türen öffnet, die schwerlich zu schliessen sind. So ist es nur auf dem ersten Blick verwunderlich, dass Amir Sharon regelmässig auch einer zunächst diametral entgegengesetzten Arbeitsweise frönt. Ausbrüche einer unbändigen Expressivität ist die Folge der sehr konzentrierten Arbeitsweise der oben beschriebenen Malerei. Er rettet sich oft auf diese wilde Insel, und schöpft in der gegensätzlichen Malerei wieder Kraft für den ihm eigenen, aussergewöhnlichen Stil. So trägt die Austellung im Untertitel ANSICHTEN. Gilt es doch diese zwei Seiten des Künstlers Sharon zu zeigen und damit dass ein Ganzes immer aus verschiedenen Teilen besteht.

Letzte Hoffnung