Ikarus

Ikarus

18.2. – 27.3. 2005

Ost-Westlicher Ikarus
Ein Mythos im geteilten Deutschland

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Eine Ausstellung des Winkelmann-Museums Stendal
in Stendal. Gotha. Duisburg. Wasserburg /Inn

Idee und Leitung: Max Kunze

Auswahl der Werke und Organisation: Jörg-Heiko Bruns, unter Mitwirkung von Steffanie-Gerrit Bruner, Birgit Köpke und Petra Plättner

Nahezu 100 Künstler aus Ost und West sind in der Ausstellung vertreten. Die Ausstellung versucht im historischen Rückblick die unterschiedlichsten Rezeptionsweisen des Mythos im geteilten Deutschland herausstellen, der hier wie dort als Metapher für die in den politischen Zuständen der Zeit liegenden Ideologien und Widersprüche eingesetzt wurde und der überdies auch als Hintergrundfolie der Visualisierung eigener Utopien oder kritischer Reflexion diente.

Auch jüngste, nach 1990 im vereinten Deutschland entstandene Arbeiten sind vertreten und belegen die neue, durchaus zeittypischen Aktualität des Mythos, für die etwa die Verarbeitung der Ereignisse des 11. September 2001 steht.

Vorwort zur Ausstellung

1980 und 1981 fanden in Magdeburg (Klubgalerie), Erfurt (Angermuseum) und Stendal (Winkelmann-Museum) Ausstellungen mit zeitgenössischen Werken der bildenden Kunst unter dem Titel “Ikarus“ statt. Die Brisanz des Mythos in einem eingemauerten Land resultierte aus den mehr oder weniger deutlichen politisch zu verstehenden Deutungsmöglichkeiten in den Werken der zahlreich beteiligten Künstler. In der alten Bundesrepublik reizte das Thema Ikarus ebenso die (noch) figurativ arbeitende Künstler und führte zu zahlreichen, z . T. anderen Bildfindungen, die den Ikarus-Mythos etwa zur kritischen Distanzierung gegenüber des damals gängigen Forschritts- und Technikoptimismus benutzen (Ausstellung „Ikarus- Mythos als Realismus-Studio 33 der NGBK; Westberlin). Andere Ausstellungen wie „Der Traum vom Fliegen“ in der Galerie Moderne in Bad Zwischenahn oder die von ganz anderen Ausgangspunkten inspirierten Ausstellungen „Fliegen ein Traum“ Ruhrfestspiele 1977, Kunsthalle Recklinghausen und „Die Kunst des Fliegens“ 1996 im Zeppelin Museum Friedrichshafen belegen, dass die in dem Mythos des Dädalus und Ikarus liegenden Problematisierungsmöglichkeiten- nach zweieinhalbtausendjähriger künstlerischer und weltliterarischer Tradition- noch immer Kontroversen auslösen können und so mit lebendig sind.

Die Ausstellung der Winkelmann-Gesellschaft DER OST_WESTLICHE IKARUS nimmt zum einen allgemein das Thema wieder auf und vereinigt Arbeiten von nahezu 100 Künstlern mit ca. 230 Arbeiten in einer Ausstellung, die in vier Museen Deutschlands gezeigt werden kann. Zum anderen versucht das Ausstellungsprojekt im historischen Rückblick die unterschiedlichen Rezeptionsweisen des Mythos im geteilten Deutschland herausarbeiten, also wie die neuen Sinnbilder des Künstlers, zur Konkretisierung von Widersprüchen, die in Ideologien und politischen Zustände der Zeit liegen, benutzt werden oder eigene Utopien entwickelt werden. Der Rückblick unterscheidet bewusst eine ältere und jüngere Generation und widmet den „Grenzgängern“ zwischen Ost und West eine besondere Aufmerksamkeit. In einem letzten Teil der Ausstellung werden neuen Sichtweisen zum Ikarusmythos gezeigt, Arbeiten einer jungen Generation, die in den neunziger Jahren und bis heute arbeitet. Auch hier zeigt sich, wie nahe oder aktuell der Mythos des abstürzenden Ikarus sein kann.

Ausgestellt werden Werke der Malerei, Graphik, Skulptur als traditionelle Medien, auch Beispiele anderer Medien (Lutz Dammbeck, Einmart, Animationsfilm von 1981), also Werke, die in beiden Teilen Deutschland von 1945-1990 und danach im wiedervereinigten Deutschland entstanden sind. Rückblicke auf andere künstlerische Medien wie das Buch, das Hörspiel, das Theater, der Film und die Musik werden im Begleitprogramm der Ausstellung an den verschiedenen Ausstellungsorten zur Sprache kommen.

Das die Winckelmanngesellschaft mit dem Winckelmann-Museum in Stendal seit einiger Zeit dieses Projekt angeregt und schließlich in die Tat umgesetzt hat, liegt nicht nur in den vielfältigen rezeptorischen Ausstellungs- und Forschungsprojekten Begründet, sondern auch in den Museumsbeständen. Seit den 70er Jahren entstand zielgerichtet eine Sammlung zu künstlerischen Arbeiten der Moderne, die Formen der Antikrezeption in der DDR widerspiegeln. Diese Bestände zu aktivieren, zu ergänzen und durch Leihgaben inhaltlich und geographisch für diese neue Ausstellungsprojekt zu erweitern, war ein Ziel dieses Unternehmens.

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