Yongbo Zhao
Yongbo Zhao |
Malerei |4. 5. bis 24. 6. 2001 mi-so 14-18°° Uhr Ein Beitrag der cubus kunsthalle, duisburg zum Thema der 25. Duisburger Akzente www. Wer weiss wohin? Kultur im Wandel |
Zum 25. Mal jähren sich in diesem Jahr die Duisburger Akzente, das überregional bedeutende Kulturfestival der Stadt Duisburg. Zunächst legte Dr. Dr. h.c. Konrad Schilling ihren Schwerpunkt auf ein gestrafftes Theaterfestival. Im Laufe der Zeit weiteten sich die Einzelveranstaltungen auf die ganze Stadt aus, eingeschlossen die Universität Duisburg. In diesem Jahr sollen die Veranstaltungen komprimiert im Innenhafen stattfinden, ob sich hier eine Konzentration auf das vorgegebene Leitbild herausschälen läßt, bleibt abzuwarten. Angeregt von diesem Jubiläum zeigt die cubus kunsthalle eine in das diesjährige Akzente Thema passende und das Festival komplementierende Ausstellung. |
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Yongbo Zhaos BILDER gewähren einen Blick in die zynische Gesellschafts- und Kulturkritik. Kultur im Wandel, dies verweist zunächst einmal auf eine Definition von Kultur. Wer keinen Kulturbegriff hat, der kann ihn auch nicht wandeln. Das Internet allein wandelt noch keine Kultur, höchstens deren Vermittlung. Der Wandel vollzieht sich in den Köpfen, ihm geht eine Tabula rasa voraus, ein „Reinen Tisch“ machen, und dies ist oft schmerzhaft, oft schockierend. Genau dies zeigen die Arbeiten des in China geborenen Künstlers Zhao, in dem er die Mythen alter und neuer Kunstgeschichte entblößt und damit die Frage nach der Zukunft der Kultur und des Menschen stellt. |
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Fleischfarben und die Lust auf Fleisch beherrschen seine Bilder. Zartrosafarbenes bis dunkelrotes aufgeworfenes Fleisch, von keiner Haut mehr bedeckte menschliche Realität wird in den Mittelpunkt gerückt. Mit weit aufgerissenen Mündern, hervorgewölbten überdimensionierten Augen und Zungen, aufgequollenen Geschlechtsteilen wird das nach außen gekehrt, was der Mensch zu verbergen sucht: Seine durch moralisierende Kultur verborgene naturgegebene Geschlechtigkeit, seine Schutzlosigkeit und Verletzbarkeit. So begattet in einer seiner Bilderzählungen ein Hammel in Mao-Uniform ein mit einem Brautschleier geschmücktes Schaf. Tränen laufen dabei der trauernden, missbrauchten „Braut“ über die Wangen.Die von Zhao dargestellten Opfer jedoch, sind nicht nur bemitleidenswerte Wesen, sie verletzen selbst, sie schlagen zurück. Als letzten Akt ihrer Macht entmannen sie ihren männlichen Gegenspieler, der zwar militärisch und mönströs vorgeführt wird, aber letztlich wiederum selbst als Opfer in Erscheinung tritt. Wie ein Mahnmal an die Schönheit der Natur und des Menschen schmücken Rosen, farblich jedoch dem Fleisch angeglichen, die Körper. Sehnsucht nach Frieden scheint sich anzubahnen: Frieden zwischen den Kulturen, Frieden mit der Geschichte, Frieden zwischen den Geschlechtern. Ihre Dornen, um Hälser und Oberkörper gerankt, verheißen jedoch nichts Gutes. Der 1964 in der Mandschurei geborene Künstler rechnet drastisch mit seiner Heimat ab. Fünf Jahre lang war er als Dozent für Malerei an der pädagogischen Universität in Changchun tätig, malte große Mauer- und Landschaftsbilder. 1991 kommt Zhao nach München zum Studium an die Akademie der Künste, das er als Meisterschüler von Robin Page abschliesst. Die ersten drei Jahre lang entsagt er völlig der Malerei und nutzt diese Zeit, um die alten Meister in den Museen zu studieren. Durch die Begegnung mit der westlichen Kunst kommt es zum Bruch, den Zhao mit künstlerischen Mitteln forciert. Schluss mit der Spielerei, das Informel sei in den 50er Jahren vielleicht noch ein Tabubruch gewesen, „die Zeit ist vorbei, Kunst soll wieder Handwerk sein.“ Zhao benutzt seinen Pinsel nach altmeisterlicher Manier, der Bruch liegt nicht in der Technik, vielmehr in der Aussage der Bilder. Im Januar 1996 gründet er mit Robin Page und Erich Gohl die Künstlergruppe „Neue Helden“. In ihrem Manifest heißt es „Unerträglich für Wohnzimmerwände gehören die Bilder hinter den Stacheldraht der Museen großer heroischer Sinnesschlachten“. Wenn die Stirn nicht in Ordnung ist, geht der Mensch in die falsche Richtung chinesisch |
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Im März 2000 macht er durch ein Portrait des österreichischen FPÖ-Vorsitzenden Haider auf sich aufmerksam, den er fast schüchtern lächelnd mit geneigtem Haupt vor FPÖ-blauem Hintergrund darstellt. In seinem Taz-Bericht schreibt Bernd Hein dazu: Die sanften Augen Haiders blicken braun in die Ferne. Der Hals steckt in einem Kragen der chinesischen Volkspartei, ist verletzbar lang ausgestreckt und verwandelt den Schädel in eine Trophäe. Aus dem Hinterkopf wachsen Hörner, sie schwingen über den Ohren nach vorn. Ein Lächeln öffnet die Lippen des Parteiführers, goldene Zähne blitzen. Rechts, wo das Hirn sitzt, schwärzt ein Fleck faules Fleisch. Ein Fliegenpaar hat sich bei dem Saft auf der Stirn niedergelassen. Die Fliegen ficken. In die Ecken kalligrafiert er in chinesischen Schriftzeichen „Die österreichischen Söhne und Töchter haben eine besondere Art“, eine Abwandlung eines Mao-Verses, über seine chinesischen Landeskinder. „Damals habe ich gegen den chinesischen Nationalismus gemalt, gegen Jörg Haider kann ich dieselben Waffen genauso stark benutzen“, sagt Zhao. In der Ausstellung „Sensation-Figuration“, die im Wiener Wasserwerk im März 2000 zu sehen war, hängt Haider zwischen zwei Bildern mit schreienden Schafen. Beide sind mit dem Titel „Leithammel“ bezeichnet. Zhao gewinnt zahlreiche Kunstauszeichnungen, darunter seine erste im Alter von 21 Jahren. Er ist an internationalen Ausstellungen beteiligt und in öffentlichen wie privaten Sammlungen vertreten. In Zusammenarbeit mit der Galerie KK, Herrn Klaus Kiefer, ist es gelungen, die spektakuläre Ausstellung in Duisburg zu zeigen, die eine Bereicherung für die Duisburger Akzente darstellt. Wer bereits wußte wohin es geht, mit der Kunst, mit der Kultur, wird sich vor den Bildern Yongbo Zhaos erneut dieser Frage stellen müssen. |
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Dr. Claudia Schaefer |
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