Ursula Kaufmann. Fotografie
Ursula Kaufmann. Fotografie
Pina Bausch. Getanzte Augenblicke
29.5. bis 29.8.2010
Ursula Kaufmann: „Vollmond – Ein Stück von Pina Bausch“ 05/2006. Tänzer: Azusa Seyama und Jorge Puerta Armenta
Unter dem Titel „Pina Bausch. Getanzte Augenblicke“ zeigt die cubus kunsthalle Fotografien der bekannten Künstlerin Ursula Kaufmann. Die Ausstellung wurde aus dem Kunstforum Pan übernommen und geht im Anschluss von der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 in die Kulturhauptstadt Istanbul. Duisburg ist damit die Vernetzung und die Verbindung beider Kulturmetropolen gelungen.
Die Essener Fotografin Ursula Kaufmann arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten eng am Thema Tanztheater. Niemand prägte dieses Thema so eindrucksvoll wie sie. Ein absolutes Highlight stellen die Fotografien dar, die Pina Bausch unvergesslich bei ihrer Arbeit zeigen. Getanzte Augenblicke, die das flüchtige des Tanzes festhalten. Mit dem 1998 herausgegebenen und längst vergriffenen Bildband über die Arbeit von Pina Bausch, die sie über viele Jahre intensiv begleitet hat, machte sie sich einen Namen. Die Ausstellung gibt einen Einblick in diese Arbeit und zollt gleichsam der 2009 verstorbenen Pina Bausch gebührende Ehre, indem Sie den verflüchtigten Augenblick zur Ewigkeit verhilft.
Ursula Kaufmanns Fotografien zeichnen sich durch eine hohe, Ihr eigene Farbintensivität aus. Diese unterstreicht die Expressivität der sich in Bewegung befindenden Figuren.
Immer wenn Pina Bausch inszenierte, durfte Ursula Kaufmann fotografieren. Sie selbst sagte einmal. „Ich liebte und liebe diese Wuppertaler Tänzer. Ihre ausdrucksvollen Gesichter und Gesten vergisst man nie.“ Ursula Kaufmann, zählt zu den wenigen glücklichen Menschen, die ihre Leidenschaft und Berufung zum Beruf gemacht von der einstigen Industriekauffrau zu Deutschlands Top-Tanzfotografin. Bei Pina Bausch saß sie immer in der ersten Reihe – fasziniert vom Wunder des Wuppertaler Tanztheaters. „Und wenn ich totkrank wäre – verpassen würde ich keine dieser einzigartigen Begegnungen und Erfahrungen“. Kein Buchverlag, der Bauschs revolutionäre Tanzschöpfungen präsentiert und analysiert, kommt ohne Illustrationen von Ursula Kaufmann aus. Bausch autorisierte zwei Bildbände der gebürtigen Essenerin („nur du“, „ursula kaufmann fotografiert pinabausch und das tanztheater wuppertal“, beide bei Müller + Busmann, Essen). Fast hundert Großaufnahmen wanderten durch Ausstellungen von Berlin bis Düsseldorf und auch zu Hannovers EXPO 2000. Das Goethe-Institut sponserte (und vertreibt weltweit) den Katalog „Tanztheater Heute. Dreißig Jahre deutsche Tanzgeschichte“ mit Kaufmann-Fotos. Hunderte von Fotos schoß Ursula Kaufmann mit mehreren Kameras und Objektiven bei jeder Generalprobe zu den neuen Bausch-Stücken. Die schönsten übermittelte sie in der Nacht nach der Premiere an Zeitungen in aller Welt. Kaufmanns Foto-Archiv birgt praktisch eine komplette Dokumentation des weltberühmten Tanztheaters und trifft den Nerv der Atmosphäre. Das fasziniert selbst die Ikone zeitgenössischer deutscher Tanzkunst. Das erste Treffen Bausch – Kaufmann sei „total banal“ verlaufen, erinnert sich Kaufmann. Quasi auf dem Treppenabsatz sei sie, die Fotografin, der wortkargen, scheuen Choreografin vorgestellt worden. Es war wohl eine Art Liebe auf den ersten Blick für dieselbe Arbeitsweise: nix Verstelltes, alles echt, sehr gute Bilder. Kaufmann fängt die Eleganz, Farbigkeit und Melancholie der Bausch-Stücke ein wie wenige.
Nichts ist flüchtiger als die Bewegung im Tanz, nichts statischer – unbarmherziger – als eine Fotografie. Friert sie doch die Bewegung ein. In der Arbeit von Ursula Kaufmann treffen Bewegung und Statik aufeinander – und es passiert Verblüffendes. Der Augenblick wird festgehalten, als wenn die Zeit festgehalten würde, doch die abgebildeten Tänzer beginnen sich im Auge des Betrachters weiter zu bewegen. Das macht Kaufmanns Fotografien zu lebendigen, zu bewegten Bildern des Augenblicks. Sie verewigen diesen einen Augenblick, und es ist, als spiegelte sich das ganze Stück, die Gänze der Bewegungen einer Inszenierung in diesem einen flüchtigen Moment wider. Betrachtet man die fotografischen Arbeiten, dann tritt jedoch die Inszenierung in den Hintergrund, dann zählt nur die festgehaltene Geste, die Bewegung und die Farbintensität. Das macht die Arbeiten Kaufmanns auch zu mehr, als zu reinem, nüchternem Dokumentationsmaterial über das Tanztheater Wuppertal. Sie dürfen als eigenständige Kunstwerke betrachtet werden. Ursula Kaufmann und Pina Bausch, zwei Künstlerinnen, zwei gegensätzliche Kunstgattungen. Die eine gibt der jeweils anderen, das, was sie nicht hat. Flüchtige Bewegung – andauernde Ewigkeit. Im festgehaltenen Augenblick wachsen sie zu einer Einheit zusammen und werden zu einer eigenen, über die Inszenierung hinausführenden, Bildaussage.
Wir freuen uns, dass die Ausstellung mit Hilfe des Kurators, Herrn Stephan Vogelskamp aus dem Emmericher Kunstforum PAN nach Duisburg gekommen ist. Sie knüpft somit ein wenig an die Preisverleihung des Musikpreises der Stadt Duisburg an, mit dem Pina Bausch im Jahr 2008 geehrt wurde. Wir freuen uns ebenfalls, dass die Ausstellung von Duisburg aus nach Istanbul reisen wird und so in beiden Kunsthauptstätten besucht werden kann.
Ursula Kaufmanns Arbeiten haben dies verdient und die viel zu früh verstorbene Pina Bausch hätte sich bestimmt sehr mit ihr gefreut.
Der Dank gilt den Förderen und Unterstützern:
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