Otto Piene
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Abb. Otto Piene „Regenbogen für Hering“, 1966, Serigrafie, Sprühfarbe Aufl. 100+30
Otto Piene. Graphics
Hommage zum 85. Geburtstag
verlängert bis 4.8.2013
Aufgrund der Aktualität und des großen Zuspruchs freuen wir uns, dass es gelungen ist, die Ausstellung bis Anfang August zu verlängern.
Diese dritte Ausstellung mit Werken von Otto Piene in der cubus kunsthalle, duisburg zeigt großformatige Grafiken des Künstlers, die alle aus seinem Düsseldorfer Atelier stammen und weitestgehend vergriffen sind. Einige Raritäten, wie die Lithographie Osrampilz, aus den 1960er Jahren, sind gar nicht mehr auf dem Markt zu erhalten. Neben zwei Fotodokumentationen präsentiert Piene einen Lichtraum, der durch einen 2,60m x 2,60m großen Lichtkubus bespielt wird. Ein eindrucksvolles Erlebnis, das einen kleinen Einblick in das überaus reiche Kunstschaffen des Künstlers ermöglicht. Licht und Bewegung stehen bei vielen Arbeiten Pienes im Mittelpunkt. Dies zeigen auch die in dieser Ausstellung zu sehenden Grafiken, Siebdrucke und Gouachen.
Die Ausstellung greift darüber hinaus auch die Projekte des Künstlers mit Duisburg Bezug auf. So gedenkt sie der ersten Ausstellung, im Jahr 2000, in der Piene erstmalig seine Entwürfe für das Projekt „Geleucht“ öffentlich vorgestellt hat. Durch das glückliche Zusammentreffen Pienes mit dem Ausstellungsbesucher und Bergbaudirektor, Dr. Konrad Gappa, wurde der Förderkreis Landmarke Grubenlampe e.V. gegründet, der sich federführend dafür eingesetzt hat, dass das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen realisiert werden konnte. Die Dokumentation gedenkt diesem überaus großem Engagement. Aber auch eine Fotodokumentation von Arthur Schrewe zum sky art event Otto Pienes anläßlich des Ruhrorter Hafenfestes im Jahr 2001, zeigt den regionalen Bezug Pienes . Unter Federführung der cubus kunsthalle, die sich mit diesem Event an dem Ruhrorter Hafenfest beteiligt hat, wurde der Berlin Star auf der ehemaligen Schrottinsel gegenüber der Schifferbörse in die Lüfte entlassen.
Neben diesen beiden Fotodokumentationen, präsentiert Piene einen Lichtraum, der durch einen 2,60m x 2,60m großen Lichtcubus bespielt wird. Ein eindrucksvolles Erlebnis, das einen kleinen Einblick in das überaus reiche Kunstschaffen des Künstlers ermöglicht. Licht und Bewegung stehen bei vielen Arbeiten Pienes im Mittelpunkt. Dies zeigen auch die in dieser Ausstellung zu sehenden Grafiken, Siebdrucke und Gouachen.
Die Ausstellung ehrt einen der großen Künstler seiner Zeit, der in Vielem neue Wege für die Kunst eröffnete. Ein Künstler, der immer auch Lehrer geblieben ist. Und sicher hat der enge Kontakt zu seinen Studenten auch einen wesentlichen Einfluss auf ihn. Vor allem ist er fit geblieben. Mit seinen 85 Jahren pendelt Piene immer noch ständig zwischen den USA und Europa hin und her. Er unterhält immer noch sein Atelier in Düsseldorf.
Mittlerweile ist Piene auch von den Medien entdeckt worden. Anfang Februar strahlt die ARD in der Kultursendung ttt einen Beitrag zum Jubilar aus. In diesem heißt es (Zitat Stefanie Appel):
zur Info
Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag Titel.Thesen.Temperamente vom 03.02.2013.
Lichtballette und Himmelskunst
Was uns Avantgarde-Künstler Otto Piene heute noch zu sagen hat
Er flambierte Leinwände, „Bilder kochen“ nannte er das. Er malte mit Licht und benutzte Rauch statt Farben. Dann erfand er die „Sky Art“, die Kunst im Himmel und schoss pneumatische Plastiken in die Luft: Otto Piene, Künstler der legendären deutschen Avantgarde-Gruppe „ZERO“ aus den Fünfziger-Jahren. Er arbeitete mit Christo & Jeanne Claude und Nam June Paik – ist aber irgendwie immer noch ein Geheimtipp unter den Künstlern seiner Zeit.
Eine Avantgardelegende, eine populäre Kunstikone ist er nie geworden, zu Unrecht, findet „ttt“, denn er nahm alles vorweg, was später im Pop kommerzialisiert wurde. Lichterspektakel, Happenings und Medienkunst. Er veranstaltete sie auf Hawaii und in Alaska und schoss 1972 einen 400 Meter langen Regenbogen über das Münchner Olympiastadion. Als er 1974 in die USA berufen wurde, um die Leitung des Center for Advanced Visual Studies (CAVS) am M.I.T. in Cambridge zu übernehmen, wurde Otto Piene ein Kunstlehrer, wie ihn Deutschland seit Gropius nicht hatte. Unter seiner Leitung wurde das Kunstinstitut in Boston zum Ur- und Vorbild dessen, was sich heute unter dem Begriff Medienkunst weltweit etabliert hat. Man kann die Wirksamkeit des Pioniers Otto Piene gar nicht hoch genug einschätzen. Demnächst wird er 85 Jahre und das ZKM widmet ihm gerade eine Ausstellung in Karlsruhe.
„ttt“ hat Otto Piene getroffen und findet, die Zeit ist längst reif, ihn wiederzuentdecken.
Autorin: Stefanie Appel
Text des Beitrags:
Otto Piene hat die Kunstwelt verändert. Aber eine populäre Kunstikone ist er nie geworden. Dabei waren seine Werke schon immer seiner Zeit voraus. In Deutschland legendär: Sein Regenbogen, den er bei den Olympischen Spielen in München in den Himmel schoss. 1972 war das, Piene damals 44, und ein Draufgänger: „Manche von den Dingen, die ich tue, sind sogar gefährlich“, sagt er. Gefährlich, weil er eben nicht nur Regenbögen aufblies, sondern auch Leinwände flambierte. Jetzt hängen diese Feuerbilder in seiner Retrospektive im ZKM in Karlsruhe.
Otto Piene wird bald 85. Maler, Medienkünstler und ein bisschen esoterisch. Seine Arbeiten nennt er „Energiefelder“, warum? „Weil sie Energie übertragen“, sagt er, „und die Energie wird bei den Empfängern dadurch wirksam, dass das Publikum lustig wird oder traurig, das heißt die Leute gehen ja ins Museum um sich aufzuladen. Und insofern sind die Bilder Energieproduzenten.“
Kunst muss Aktion sein, das will Piene von Anfang an. Ihm geht es um das spontane, sinnliche Erlebnis. Mit einem Freund hatte der Kunststudent Piene deswegen die Avantgardegruppe ZERO gegründet, in Düsseldorf, 1957. Die ersten Performances finden auf der Straße statt. Zero wie Null, die Nachkriegsgeneration will auch in der Kunst einen Neuanfang. Pinsel und Farbe interessieren Piene deshalb nicht. Er experimentiert mit Lichtquellen hinter perforierten Wänden, nennt sie „Lichtballette“. Das habe mit seiner Jugend zu tun, erzählt Piene. Als der Krieg alle zwang, im Dunkel zu leben: „Als der Krieg vorbei war und Licht war wieder erlaubt. Man konnte wieder Lampen aufstellen. Das war ein unglaublicher Moment der Befreiung, dass man nachts wieder was sehen konnte. Und nicht vor jedem Licht weglaufen musste, weil da doch gleich ein Flieger kam, der da was drauf ballern wollte. Wenn man das existenziell erfährt, ist das wirklich eine sehr wichtige Sache.“
Stroboskoplicht, in den 60ern die modernste Form des Lichts. Piene experimentiert fortan mit allem, was seine Zeit technisch möglich macht, wie etwa „Die Blumen des Bösen“, eine Installation aus dem Jahr 1969. Zur gleichen Zeit überredet er eine WDR-Redakteurin dazu, dieses Kunstwerk im Fernsehen auszustrahlen. Eine Studioperformance mit Publikumsbeteiligung, die Piene am Filmtricktisch elektronisch nachbearbeitet. „Black Gate Cologne“ gilt heute als Meilenstein der Videokunst.
Die neuen Medien eröffnen Piene ganz neue Wege: Boston, USA. An der weltweit führenden Hochschule für technologische Forschung und Lehre, dem MIT, übernimmt er 1974 das Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente. Was versprach sich der Künstler Piene von dem Uni-Job?
Otto Piene, 1974: “Dass neue Dinge entwickelt werden können und auch im Lehren entwickelt werden können. Und dass hier die Möglichkeit zur Entdeckung und zur Expansion der Kunst sich sehr deutlich und sehr ermutigend anbietet.“
Piene führt Video, Laser und Holografie als Fachrichtungen ein. Später wird die Welt dieses neue Genre „Medienkunst“ nennen. Und: Er weiß die Ressourcen, die eine Edel-Uni bieten kann, zu nutzen. Piene experimentiert aufwändig, mit Helium, mit Lichtprojektionen. Sky Art – Himmelskunst, nennt er seine spektakulären Schauspiele. Feuer und Licht lassen ihn auch hier nicht los, er schießt pneumatische Skulpturen in den Himmel, die er in der Luft verbrennt. Die Umgebung wird Teil seiner Werke.
Zwanzig Jahre leitet er das Medien-Kunst-Labor am MIT und macht es zu einem der wichtigsten Forschungs-Zentren weltweit. Die kongeniale Verbindung von Kunst, Natur, Wissenschaft und Technik ist seine große Lebensleistung.
In Deutschland aber steht eine seiner schönsten Arbeiten: Diese überdimensionale Grubenlampe, die er vor ein paar Jahren auf der Zeche Moers gebaut hat, majestätisch über der Stadt: „Das Geleucht“. Und wieder spielt das Licht die zentrale Rolle.
Demnächst will Otto Piene auch noch einmal seine Sky Art in den Himmel über Berlin steigen lassen, vom Dach der neuen Nationalgalerie aus: „Das ist also schon, zumindest theoretisch, genehmigt. Und das werden wir dann machen, ja. Und ich freu‘ mich drauf.
Wir uns auch. Die Zeit ist überfällig, diesen Mann und seine Kunst im ganz großen Stil zu feiern.
cubus kunsthalle, duisburg
Friedrich-Wilhelm-Str. 64 (im Kantpark)
47051 Duisburg
Tel 0203-26236 www.cubus-kunsthalle.de
Kinderworkshops an den Wochenenden jeweils 14-16.30h, Anmeldung erbeten
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